Zitate zur Auswanderung

Sophie Meinecke geb. Hayssen (1831-1925) aus Hartwarden, 1858 nach Kalifornien ausgewandert, 1858:
Es ist überhaupt auf einem großen Schiffe ein gar merkwürdiges Leben. Es würde zu viel, wenn ich dieses weiter ausführen wollte, aber von einem Ereigniß muß ich Euch doch mittheilen. Nämlich einem deutschen Ehepaar, starb ein kleines Mädchen, was sie nun schon auf der ganzen Reise sehr gepflegt, und beinahe San Franzisko erreicht hätten.

Einige Stunden nach des Kindes Tode, es war Abend, u. ich hatte überhaupt von dem eben Erzählten noch nichts erfahren, wurde nach dem Ende, wo ich saß, von einem Matrosen, auf einem Brette, etwas Verdecktes, hergetragen. Der Capitain erschien, und las aus der Biebel einige Worte vor. Dem Matrosen wurde ein Zeichen gegeben, worauf er die Decke ablegte, und unsern Augen ein kleines Wesen sichtbar wurde. Man mußte es eigentlich mehr errathen, denn es war in Leinen benäht. Das Schiff hielt einen Augenblick an, und das Kind wurde ins Meer geworfen. Es ist wol einerlei wo man nach seinem Tode liegt, aber es doch schrecklich wenn man, von dem was man so lieb gehabt, sich so trennen muß. Der Vater war zugegen, die Mutter nicht. Auf dem andern Ende des Schiffes wurde in demselben Augenblicke getanzt, und in der Mitte musiciert.

Bernard Wenstrup  (aus Wenstrup, Gemeinde Neuenkirchen), 1861:
Ich möchte Amerika lieber nie gesehen haben. Zu theuer war es mir, als daß ich auf ein Mal meinen Heimathort verlassen könne. Mir dünkte, es müsse viel schöner dort sein, als wie ich bei meiner Gegenwart gefunden hätte, wo einst meine Wiege stand, wo ein zärtliches Mutterherz mich einstens willkommen hieß und ein edles, stärkeres Vaterherz mich leitete, wo ich mich in den Armen meiner Geschwister wiegte, wo ich meinen ersten Wunsch empfand und wo alle meine Wünsche und Pläne sich bildten zu meiner verschiedenen Laufbahn auch der, welche mein Hiersein zum Zwecke hatte.- Süße Vorstellungen habe ich mir gemacht, jedoch das Gegentheil fand ich.

Überhaupt muß hier keiner nach gebratenen Tauben suchen. O der Einwanderer hat in der ersten Zeit viel zu ertragen in diesem Lande. Wenn man auch glaubt, man hat Verwandte in Amerika, ja man wird’s ausfinden. Verwandte oder Freunde sind gleich. Es ist so: Hast Du Geld so bist Du uns willkommen, hast Du keines so gebrauchen wir Dich nicht. Jedem hängt die Zunge nach Geld, jeder nimmt es gerne auf dem leichtersten Wege; dazu leistet ihm Betrug einen vortheilhaften Dienst. Betrügereien sind hier an der Tagesordnung. Der am besten betrügen kann ist ein kluger Mann. Nur der kömmt hier voran, welcher keinem Menschen traut und immer auf seiner Hut ist. Da kommen sie so liebevoll an, können einen so sanft empfangen wie ein lieber Bruder aber da steckt der Teufel, der beißt messergewaltig, er will alle seine sanften Dienstleistungen sehr theuer bezahlt haben und bringt es auch fertig, wenn man sich nicht sehr in Acht nimmt. Dieses hat man alles zu erfahren. Jeder kann sich denken, daß dieses nicht angenhem ist. Doch gewöhnt man sich an allem, nimmt sich sehr in Acht und gewinnt das Land lieb, ja oft lieber als das Mutterland wenn einen die zurückgelassene liebe Familie nicht anzöge. So schwer es einen in der ersten Zeit fällt hier zu leben, so leicht findet man später sein Auskommen unter Vorsicht und Arbeitsamkeit. Das ist was ich denke auszufinden und zum Teil ausgefunden habe.

August Wenstrup 1866:

Wier sind drei Woge auf dem Schiffe gewesen der Wind kam uns immer entgegen wier konten nicht mehr machen als 150 Meilen wo wihr 250 machen müsten die letzen Tage wurde es besser da machten wihr 260 Mei. Die Kost wurde so schlecht das Fleichs krochen die Maden aus ein Jeder verlangte das er nun von das Schif kam.

Heinrich Joseph Böhmer (1807-1868) aus Vechta ausgewandert 1833 nach Ohio, 1833:

Unser Zwischendeck war ein miserables kleines Loch von nur 25 Fuß im Quadrat und hatte eine Höhe von knapp 5 1/2 Fuß. Die Deckenbalken hingen noch niedriger im Raum. Von beiden Seiten wurden mindestens 6 Fuß für die Kojen benötigt, die übereinander standen. So blieben in der Mitte des Raumes noch 12 Fuß im Quadrat frei, wo allerdings auch noch einige Kisten herumstanden. Man kann sich vorstellen, was für ein erbärmlicher Raum das Zwischendeck für uns Passagiere war, wenn alle 83 Passagiere sich dort aufhalten mussten. An eine Vorkehrung zur Belüftung der Räume war auch nicht gedacht worden. Eine kleine Öffnung, die man hätte bei schlechter Luft öffnen und schließen können, hätte ausgereicht. Nur ein bisschen Essig diente zur Desinfizierung – das aber auch nur zum Anfang und zum Ende der Seereise. Im ganzen Zwischendeck war nicht ein einziges Fenster, und bei stürmischem Wetter waren auch die Eingangstüren geschlossen, und uns umgab eine Dunkelheit wie in einem unterirdischen Gefängnis. Dem hätte leicht abgeholfen werden können, wenn man uns erlaubt hätte, eine Laterne anzuzünden. Aber das war uns wohl wegen der Brandgefahr verboten worden, und ich glaubte bald, wir würden im Dunkeln während der langen Abende und Nächte der Fahrt verrückt werden. Ich könnte mit Sicherheit voraussagen, dass alle möglichen Arten von Unordnung und Bösartigkeiten ausgebrochen wären.

Die Luft im Zwischendeck, insbesondere zu Beginn der Reise, als viele von uns seekrank und einige so schwach wurden, dass sie nicht einmal ihre Kojen verlassen konnten, war sehr schlecht. Außerdem wurde nachts der Nachttopf benutzt, der unverschlossen war und unerträglich stank. Von Ungeziefer und dem Dreck auf dem Schiff ganz zu schweigen. Wenn dann einmal ein armer Passagier nachfragte, wann das Schiffspersonal an eine Säuberung des Schiffes denkt, wurde man jedes Mal daran erinnert, dass wir Passagiere keine Ansprüche zu stellen hatten, denn sobald das Geld für die Schiffspassage gezahlt ist, kümmert sich keiner mehr um die Passagiere, ob sie an Hunger oder an Schmutz sterben.

Hermann Christoph Klävemann aus Oldenbrok 1874 nach Texas ausgewandert, 1874:

Dann kamen 60 Stück Pferde und einige Kühe, auch noch 4 Hunde. Zuletzt kamen noch viele schöne Reisekoffer, welche sie so unten in den Schiffsraum hinab warfen, als wenn es Steine wären. So wird hier mit den Sachen umgegangen und daran läßt sich nichts tun. Wir kamen auch unten in den Schiffsraum, wo die Pferde und Kühe waren, meinten aber wir könnten oben in die Kajüte gehen, aber da hatten wir uns verrechnet. Wir mußten da unten bleiben in all den Dunst und Gestank, bei Hunden und Kühen, in einem Raum von nicht 40 Quadratfuß. Man konnte nicht sitzen, nicht stehen und liegen, denn alle hatten Handkoffer, Säcke, Betten und allerhand Kleinigkeiten bei sich. Auf einer Seite lag ein großes Wasserfaß aus dem man trinken konnte. Das Wasser war aber ungenießbar schlecht. In diesen verdammten Kasten mußten wir bis zum anderen Morgen sitzen, wo wir dann am Mittwochmorgen um 8 Uhr in Galveston landeten.

Vom Posträuber zum Vater der Einwanderer – Friedrich Ernst (1796-1848) aus Varel:

Der Boden ist so reich, daß er nie Dünger bedarf.

Das Clima gleich dem des unteren Italiens; im Sommer ist es freilich wärmer wie in Deutschland, weil uns die Sonne fast gerade über dem Scheitel steht, indeß lange nicht so heiß wie man vermuten sollte, denn beständiger frischer Ostwind kühlt die Luft, auch hat man im Sommer wenig zu thun und geht leicht gekleidet in weissen baumwollnen Hosen und Jäckchen. Jetzt im Winter ist es gewöhnlich solches Wetter wie in Deutschland die 14 Frühlingstage im März. Es hat bis hieher erst zweimal bei heftigem Nordwestwinde Eis gefroren, das aber die Sonne gleich wieder weg schmolz. Das Wetter verhindert in einem ganzen Monat nur ein Paar Tage die Feld-Arbeit; immer ist es heitere Luft und Sonnenschein, Bienen und Schmetterlinge sieht man das ganze Jahr durch, Vögel singen in den Gebüschen, die zum Theil immer grün bleiben und das Vieh sucht sich im Winter wie im Sommer sein Futter selbst. Überhaupt kenne ich keine Fatalität, als die weite Entfernung von meinen Freunden, könnte ich diese herzaubern, so wäre ich schon hienieden im Eden.

Aus obiger getreuen Darstellung werdet Ihr ersehen, welche Vorzüge der hiesige Landmann vor dem dortigen besitzt; freie Verfassung und vorläufig gar keine und später eine unbedeutende Communal-Abgabe, leichte Viehzucht, kaum 3 Monat wirkliche Arbeit, keine Düngung des Ackres, kein Einsammeln des Winterfutters, kein Geldbedürfniß, leichte Verfertigung der Häuser und Kleidung etc. freie Jagd und Wildprett in Menge, überall freie Religionsübung etc. dieß alles ist es, was bei dem besten Absatz der Producte, ihn glücklich – und in wenig Jahren wohlhabend macht, was alle beweisen, welche 4 – 6 Jahre hier waren. Weiter höher an den Flüssen hinauf sind schöne Gegenden und es ist dort viel Silber gefunden worden, es kömmt nur darauf an, einen Indianerstamm zu vertreiben, welcher einzelne Besuche zurück weißt. Mehre Indianer-Stämme ziehen friedlich umher wie die Cosacken und jagen Hirsche, wovon sie die Felle verkaufen.

Tochter Caroline Ernst (1819-1902):

Nachdem wir sechs Monate bei Fordtran gelebt hatten, zogen wir in unser eigenes Haus. Dies war eine elende kleine Hütte, die mit Stroh bedeckt war und sechs Wände hatte, die aus Moos [Soden] waren. Das Dach war keinesfalls wasserdicht, und wir hielten oft einen Regenschirm über unserem Bett, wenn es nachts regnete, während die Kühe kamen und das Moos fraßen. Natürlich haben wir im Winter viel gelitten. Mein Vater probierte, einen Schornstein und Kamin aus Holz und Lehm zu bauen, aber wir hatten Angst, wegen der extremen Brennbarkeit unserer Wohnung ein Feuer anzuzünden. Also mussten wir frieren. Unsere Schuhe gaben nach und wir mussten im Winter barfuß gehen, da wir nicht wussten, wie man Mokassins macht. Unser Angebot an Kleidung war ebenfalls unzureichend, und wir hatten kein Spinnrad, und wir wussten nicht, wie man wie die Amerikaner webt. Es waren 28 Meilen nach San Felipe, und außerdem hatten wir kein Geld. […]. Niemand kann sich vorstellen, wie sehr der Wunsch nach dem bloß Notwendigsten bestand, und es fällt mir jetzt schwer, zu verstehen, wie es uns gelungen ist, unter den gegebenen Umständen zu leben und auszukommen.

Hinrich Hinrichs (*1815) aus Hohenkirchen, 1852 nach Baltimore ausgewandert, 1852:

Lieber Bruder ich wollte, daß du mit deiner Familie hier wärest, daß du dich von der Sklaverei losreißen kannst. Ich schätze mich glücklich, daß ich die Sklaverei zurückgelegt habe, denn hier ist es doch ein freies Land. Hier ist ein Mann von 20.000 rt. nicht mehr im Ansehen als der Ärmste.

Fünfzig und auch 100 Acker Land kann in den ersten 3 Jahren mit einem Pferd gepflügt und bearbeitet werden. Nachher schafft ein jeder sich 2 und auch mehrere Pferde an und so muß ein jeder sich auf Viehzucht legen. Denn ich und meine Familie wir können mit Recht sagen, wenn auch Deutschland uns will frei wieder zu sich fahren lassen und mein ganzes Vermögen wieder herstellen wollen, das wird mir nicht einfallen. Denn ich danke Gott, daß ich das Sklavenjoch zurück gelegt habe. Hier brauchen wir uns nicht von solchen ungerechten Geldern [Abgaben] abhelfen lassen […]. [Wer in] Deutschland auch etwas Lebensmittel hat, der wird dazu geholfen, daß er sterben muß und trockenes Brot genießen muß […].

E. Gerdes, 1833:

So schwer mich auch das Schicksal durch den Verlust zweier Kinder heimgesucht hat, so wünsche ich mich doch nicht wieder nach Deutschland zurück, da ich überzeugt bin ein sicheres Auskommen für meine Familie zu haben. Ich lebe hier unter guten Menschen, es ist hier kein Zank noch Streit, jeder hat so viel als er bedarf und Arme Leute giebt es gar nicht.

Wilhelm Ostertun: der Hooksieler Junge, der 1863 Finanzminister von New Mexico wurde, 1855:

Es sind unter den 12 bis 14 Kaufleuten, die hier im Hause im Boarding sind, nur 2 oder 3 Deutsche und auch diese schämen sich sozusagen, deutsch zu sprechen. Die Deutschen sind hier nämlich nicht sehr in Achtung, es heißt von ihnen wie ehemals von den Schotten in England: sie kommen mit leerem Beutel und ziehen reich nach Deutschland zurück. Deshalb können die Amerikaner sie nicht gut leiden und nennen sie gewöhnlich „green Dutchman“. Jeder bestrebt sich deshalb, das Deutsche so bald wie möglich abzulegen.

Dieses America ist lange nicht ein so sittliches Land, wie es gewöhnlich beschrieben wird, geht man des Nachmittags auf die Hauptstraße, die gewiß 1 à 1 1/2 h Stunde lang ist, so begegnet man fast nur aufgeputzten Dirnen, auch die anständigen Americanerinnen gefallen mir gar nicht, dieselben sprechen über nichts als ihren Putz und Kirche. Arbeiten thun sie nicht, gar nichts, aber bezahlt, so recht scheinheilig, das sind sie.

Siebolt Müller aus Stumpens (Wangerland) 1837 ausgewandert, 1837:

Jetzt zum Schluße die unzähligen Briefe, welche wir im alten Vaterlande über Amerika gelesen haben, ließen uns nicht so recht die Schattenseite dieses herrlichen Landes sehen. Zu den größten Lügnern nennet man hier oft G. Duden, welcher ein großes Buch über den Staat Missouri schrieb und die ganze Welt nach jenem Paradiese einlud. Worauf Tausende von Menschen sich in Unglück und Elend stürzten, welche mir nichts, dir nichts einen steinigen unfruchtbaren Boden für das beste Land in den Vereinigten Staaten kauften [hielten] und statt das beste für die Deutschen gefundes Clima im Sommer drücken die Hitze […] und im Winter Nachtfröste, die alle Wintersaat und selbst Menschen erfrieren machte etc.

H Kruse nannte seine Wirthschaft ein Paradies! Wie lächerlich: tief im Urwalde steht sein kleines hölzernes Haus, worin der alte Mystiker alle Abend denken muß, das vielleicht am anderen Morgen, der Soldat kommen kann, der vor zehn Jahre diese 80 Acker vom Staate als Sold erhalten, um sein Paradies in Besitz zu nehmen. Und so geht das Lügen und Aufschneiden hier in der Freiheit vom Deutschen immerfort. Und wenn man betrogen wird, so kann man mit ziemlicher Gewisheit voraussehen, daß er ein Deutscher ist. Wenigstens haben wir bisher noch fast keinen einzigen ehrlichen Deutschen angetroffen

Anton Thie (1817-1890) aus Langförden, 1845 nach Cincinnati ausgewandert, 1852:

Ich habe Dir zwar geschrieben, daß ich Deutschland vergessen hatte. Aber Euch habe ich nicht vergessen. Ich denke nicht so oft an Deutschland als die ersten 3-4 Jahre, aber dennoch höre ich gerne Nachrichten von Hause. Glaube mir, die Heimat verlassen ist hart. Ach, so hart. Als ich wegging, glaubte ich selbst nicht, daß es so hart sein würde. Ich wundere mich garnicht, daß viele junge Auswanderer aus Heimweh starben oder gar sich selbst töteten, obwohl das letztere die größte Torheit ist, die einer begehen konnte.

Das Heimweh ist schrecklich. Es ist nicht, daß man heute an Haus und Heimat denkt und über einen Monat wieder. Ach, Du lieber Gott, nein! Es ist von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, ganze 3-4 Jahre lang nur der eine Gedanke, von morgens beim ersten Erwachen, bis man abends die müden Augen schließt, der eine Gedanke an Haus und seine lieben Angehörigen. Ich weiß, es ging nicht allen so, aber so war es bei mir.

Wilhelm Francksen (1831-1876) von Butjadingen ausgewandert 1861 nach Wisconsin:

Alle haben das Prinzip, sich das Leben möglichst leicht zu machen und sitzen am liebsten auf ihrem nie fehlenden Rocking-chair – Wiegenstuhl – und beschäftigen sich scheinbar mit Lesen. In Wirklichkeit tun sie nichts und langweilen sich grausam. Der amerikanische Mann dagegen ist stets busy – geschäftig – er hat nie Zeit; selbst das Essen geschieht in großer Eile. Er speculiert fortwährend und hat nur Sinn für das Geld. Diese Jagd nach dem Geld hält ihn stets in fieberhafter Bewegung und hindert sein Fettwerden. Er ist deshalb stets dürr und ausgetrocknet wie ein Stock. Das einzige, worauf er hält, ist Reinlichkeit, namentlich frische Leibwäsche, welche dabei immerhin zerfetzt sein darf. Sonst wechselt er alles gleichgültig: er ist heute dies, morgen das, und kauft und baut Häuser, Farmen und Fabriken, um sie morgen wieder zu verschachern. An die gesellschaftlichen Verhältnisse Amerikas, die ich auch durchaus nicht loben will, muß sich der Deutsche erst mühsam gewöhnen. Der frisch Angekommene, sogenannte Grüne, steht hier in der ersten Zeit immer hölzern und dumm da, wenn er auch draußen die Welt gesehen hat, und daher entgeht er auch selten ganz den Schwindeleien, die ihn hier von allen Seiten bedrohen. Hier muß man alles mißtrauisch ansehen: Private sowohl als öffentliche Einrichtungen: Eisenbahnen, Dampfschiffe, sogar das kleinste Geldstück. Hinter allem lauert Humbug und Betrug.

Helene Küchler (1834-1909), geb. von Bloh aus Wechloy, 1862 nach Galveston, Texas ausgewandert und 1866 zurückgekehrt, 1866:

Ach wie sehr thut mir doch dies alles Leid, wie oft bereute ich, daß ich von euch gegangen, umsomehr jetzt. In den Zustand wo ihr waret, hätte ich euch zunächst die beste Hülfe und dir lieber Onkel die größte Stütze in deinen alten Tagen sein können, in dem ich am besten euch allen hätte zu behandeln gewußt. Denn 21 Jahre habe ich in deinem Hause in eurer Mitte gelebt, wo ich nur wenige trübe Stunden zugebracht habe, keinen wirklichen Gram und Sorgen, habe ich kennen gelernt. Nur hier in diesem elenden Lande habe ich es gefunden, was es ist. Keinen Menschen will ich nach Amerika zu gehen rathen, den der größte Theil der Menschheit ist hier so schlecht, daß sich ein ordentlicher rechtschaffender Mensch keinen Begriff davon machen kann, ich habe es ausgefunden.