Familien

Geschichte der Gastwirtschaft und des Gemischtwarenhandels Oltmanns (Olms Kröger) in Hollwege

Kurz vor 1815 gründete die Familie Hobbieoltmanns, auch Oltmanns genannt, eine Gastwirtschaft in ihrer alten Köterei (1607 Sivke Meinen, Köterei auch Egeshusen genannt), zu der auch eine Bierbrauerei kam. 1825 hieß es, wurde das Fabrikat dieser Brauerei, welche ziemlich stark betrieben wurde, teils bei kleinen Mengen aus dem Haus verkauft und teils an die Wirte der nächsten Umgegend abgesetzt. 1825 gab es insgesamt 10 Bierbrauereien in der Gemeinde Westerstede. Dierk Hobbieoltmanns hat 1824 mit Renke Luks die Hofstelle Siems am Schnapp gekauft, dort stand ein alter Speicher, der drei Stockwerk hoch und weit höher gewesen sein soll als das jetzige Wohnhaus der Familie Oltmanns und so scherzweise Hollweger Glockenturm genannt wurde. In jenem Spieker soll die Brauerei betrieben worden sein, höchstens jedoch bis 1844.

1836 starb der Hoferbe Joh. Diedr., der mit der Gastwirtstocher Anna Eilers aus Westerstede verheiratet war, ohne Nachkommen. 1837 heiratete diese den Sohn des gleichnamigen Gastwirts Eilert Oltmanns aus Edewecht. Jener stammte noch aus einer Heuersfamilie und gründete in Edewecht Gaststätte und Kornbrennerei am Markt, dessen ältester Sohn die Ziegelei in Jeddeloh. Nach dem Tod von Dierk Hobbieoltmanns 1845 erbte Anna Eilers. 1846 kaufte Eilert Oltmanns die Köterei Kleeßenrenken und beantragte so die Verlegung der Wirtschaft mit Hökerei und die Konzession auf seinen Namen. Die Regierung gestatte dies zwar, aber wollte nur eine Schenkwirtschaft erlauben, d.h. also Gäste durften des Nachts nicht beherbergt werden, da es z.B in einem Nebendorfe wie Hollwege wegen der Handhabung der Fremdenpolizei usw. nicht empfehlenswert sei und dort eine Gastwirtschaft (Oeltjen) genügen würde.

Neben der Wirtschaft wurde insbesondere eine Hökerei betrieben. Außer der Dorfbevölkerung kauften hier auch die Hollweger Armen ein. Diese zahlten nicht, sondern Eilert Oltmanns mußte sich das Geld von der Armenkasse in Westerstede zurückerstatten lassen, davon zeugen viele Armenrechnungen. 1862 nahm Eilert Oltmanns beispielsweise 120 Rt. aus der Wirtschaft ein, für Wirtschaft und Handel aber 400 Rt. Niermeyer (heute Heinemann) insgesamt 125 Rt. und Renke Luks aus Moorburg z.B. für Posthalterei, Hökerei und Wirtschaft 420 Rt. Führende Gaststätten in Westerstede wie Busch nahmen etwa 700 Rt. ein.

Eilert Oltmanns betätigte sich auch auf anderen unternehmerischen Feldern, so war er Schuljurat, Kurator bei Konkursen und kaufte einige Ländereien und Kötereien, wodurch er 1870, als er im Alter von 60 Jahren starb, sein Erbe gleichmäßig an seine vier Söhne verteilen konnte, die auch alle eine Hofstelle erbten. Die Gastwirtschaft erbte der jüngste Sohn Chr. Georg (1856-1903), über welche die zweite Frau Wübke Helene geb. Oltmer (1825-1903) den Nießbrauch behielt.

Seit 1889 liegen einige Rechnungsbücher für die Gastwirtschaft und Handlung vor, die ein Bild vom Produktangebot liefern. So wurde hier fast alles verkauft was zum Leben benötigt wurde (zur Gastwirtschaft:) Genever, Wein (Lebensmittel:) Brot, Melis (Zucker), Mehl (Haushaltsartikel:) Papier, Nägel, Petroleum, Holzschuhe, Seife, Töpfe, Gläser, Lampen, Uhren, Kinderwagen, Postkarten, Gesangbücher, (Landwirtschaftliche Arbeitsgeräte:) Spaten, Schaufel, Stiele, Sensenbäume, (Dünger und Futtermittel:) Salpeter oder Kainit, Futtermehl, (Saatgut für) Spörgel (Knötterich), Bohnen, Roggen, Weizen, Hafer, Raygras, Timothe, Rot- und Weißklee, auch Vieh, Steine oder Reet u.v.m.

Dementsprechend gab es Verbindungen zu Großhändlern, die die Produkte herstellten oder besorgen konnten z.B.: Holzhandlung, Senffabrik, Weinhändler in Varel, Porzellanwarenhandlung in Emden, Bäckerei Meynen aus Westerstede. Georg Oltmanns kaufte auch Schinken auf, den er zum Teil mit eingekauften Waren über eine längere Zeit verrechnete und selbst weiterverkaufte, z.B. nach Zwischenahn. Nach einer Eintragung in den Geschäftsbüchern lieferte er am 1. Juli 1895, dem Tag als der Molkereibetrieb in Westerstede aufgenommen wurde, dorthin 40 Liter Milch. Für den Neubau der Schule 1897 verkaufte er Pakete mit Drahtnägeln, Rohrnägel und Steine.

Es fand auch ein reger Handel nach außerhalb mit Butter statt, die oft einen weiten Weg zum Käufer zurücklegte, die gelegentlich von weit weg kamen aus Oldenburg, Bremen, Cuxhaven, Dessau, Berlin, Hadersleben, Wandsbeck, Lübeck, Hamburg, Meisdorf, Dresden, Beutlingen, Bette, Bochum, Abbenrode, Barmen, Köthen, Reichenbach (Schlesien), Aubeldrack, Bad Nassau a.d. Lahn, Saalfeld a.d. Saale, Magdeburg, Segeberg, Spandau, Hagen in W., Rittergut Schleisdorf bei Lunzenau, Elbinggerde, Klein-Zschadivik, Altenburg, Amsterdam.

1903 starb Georg Oltmanns und die Witwe heiratete ein zweites Mal, und zwar den Neffen von Georg, Joh. Diedr. Oltmanns (geb. 1878) vom Schnapp. 1906 bauten sie das Haus um und vergrößerten Gastwirtschaft und Handel. Hierbei legten sie sich wohl auch eine Viehwaage zu, die bis etwa 1963 von Bauern vor dem Verkauf ihres Viehs genutzt werden konnte. Eine Viehwaage gab es im Dorf früher auch bei Heinemann.

1950 wurde der Handel an Martha Oltmanns abgegeben, die auf dem benachbarten Land neben der alten Hobbieoltmanns Stelle dann einen Gemischtwarenhandel hatte und diesen bis 1990 betrieb. 1962 wurde die Gastwirtschaft aufgegeben und ein neues Haus gebaut. 1963 erbte der Sohn Fritz Oltmanns aus der zweiten Ehe und 1990 Johanna Oltmanns. Das Gebäude der alten Gastwirtschaft, welches 1797 und 1846 neu- oder umgebaut wurde, steht heute noch.

Der Volksmund hat aus dem langen Namen Oltmanns und vielleicht früher (Hobbie-)Oltmanns den Namen Olms gemacht. In Verbindung mit dem Krug wurde daraus Olms Kröger.

Familie Oltmanns in Edewecht

Hinrich Oltmanns (1700-1766)

Hinrich Oltmanns (1700-1766), war ebenfalls wie sein Vater (Oltmann Frerichs, Sohn von Frerich Wilken aus der Familie Wilken in Edewecht) Heuermann in Edewecht und heiratete 1731 Fenke (1713-1741) Jeddeloh, Tochter des Köters Everd Evers gen. Jeddeloh zu Edewecht und der Wübke Jeddeloh. Fenke Jeddeloh starb am 12. August 1741 drei Tage nach der Entbindung ihres Sohnes Everd. Worauf hin Hinrich Oltmanns ein Jahr später 1742 in Edewecht Hille Lübben heiratete (1709-1753). Interessant ist, daß Hinrich Oltmanns um 1729 einen Antrag für fünf Placken (Landstücke) stellte, ob dieser durchkam ist mir nicht bekannt. Jedenfalls hatte er 1764 sogar eigenen Grundbesitz, und zwar zwei Schuppen, jedoch ohne Wohnhaus und obwohl er doch Heuermann war.

Evert Oltmanns (1741-1809) und Hofnachfolger

Evert Oltmanns (1741-1809) war zunächst auch Heuermann und wurde dann neuer Köter in Süd-Edewecht. Er heiratete 1766, nach dem Tode seines Vaters, Anna Röben (1746-1790), Tochter des Edewechter Köters Eilert Röben und der Beehle Harmen-Reil. Evert Oltmanns hatte zwei Söhne. Der älteste war Hinrich Oltmanns (1767-1840), ebenfalls Köter in Edewecht, wie sein Vater auf der gleichen Stelle. Dessen Sohn Evert (1791-1852) blieb ledig und vererbte den Hof an seinen Bruder Eilert Oltmanns (1798-1871), jener war erst Heuermann, dann Schuhmacher und Köter in Süd-Edewecht. Schuhmacher war ebenfalls dessen Sohn Hinrich August Oltmanns (1830-1872).

Nach dessen Tode erbten dessen 6 Kinder als testamentarische Erben zu je 1/6. 1885 wurde die Stelle noch weiter, und zwar an Kindeskinder geteilt. Bis schließlich 1895 die Stelle an Friedrich Gerhard Oltmanns übertragen wurde. Dieser verkaufte die Stelle 1898 an Heinrich Wiemken und kaufte sich ein neues Haus in der Nachbarschaft, wo auch Bäckerei betrieben wurde. Die Häuser wurden im Laufe des zweiten Weltkrieges zerstört.

Hinrich Augusts Sohn Johann Hinrich Oltmanns (1858-1928) war hingegen Schiffszimmermann in Rüstringen (Wilhelmshaven). Er hatte fünf Kinder: Martha (1890-1913), Anna (1893-1978) ledig, sowie Heinrich Oltmanns (1894-1973), der nach Amerika auswanderte und Abteilungsleiter der Scholl-Werke in Chicago wurde. Das vierte Kind Johann Wilhelm Martin Oltmanns geboren 1898 in Heppens (Amt Rüstringen), vh. 1923 in Wismar in Mecklenburg und gestorben 1958 in Aurich war Zollinspektor. Das fünfte Kind Willi Oltmanns (*1899, Hepens) war Verlagsbuchhändler in Leipzig.

Joh. Wilhelm Martin Oltmanns hatte zwei Kinder: Heinz Willi Oltmanns (1928 Wismar), Bauingenieur in Emden und Christa Gesine Grete Oltmanns (1925 Wismar) Fürsorgerin und verheiratet 1950 in Aurich mit Karl-Wilhelm Siegfried Erich Karbe (1923 Pritzwalk/Ostprignitz), Lehrer in Bremen. Beide haben sich sehr große Verdienste erworben, in dem sie den genalogischen Nachlaß des bekannten Westersteder Heimatforschers Heinrich Borgmann bearbeitet haben (um 1979). Es handelt sich um eine große Anzahl von Ahnentafeln und Stammlisten aus dem gesamten Ammerland, die auf über 3500 Schreibmaschinen-Seiten umgeschrieben, geordnet und registriert wurden. Dafür haben sie 6 1/2 Jahre ihrer Freizeit investiert. Ihr Bruder hat drei Kinder: Gerd Tamme (1956), J.W. Martin Oltmanns (1958) und Inge Annelore Oltmanns (1967, Emden).

Von Willi Oltmanns, Leipzig, ging eine weit verzweigte Familie im Ostteil Deutschland aus. Er selbst hatte 6 Kinder: (Leipzig:) Hildegard 1929, ledige Diplomgärtnerin; Brigitte 1934 Dipl. Kunsthistorikerin (unehelicher Sohn Eilert Johannes Oltmanns, 1966 Leipzig); Gertrud 1937-1943, Ingeborg 1941, Dr. med. Kinderärtztin in Jüterbog, Anne Marie 1945 Ökonomie Ingenieurin und Günther Oltmanns 1927, Pfarrer in Wechselburg (ehem. DDR), er hat ebenfalls sechs Kinder: (Leipzig:) Eckard 1954, Dietrich 1956, (Böhlen:) Roswitha 1957, (Deutschneudorf:) Gudrun 1959, Christoph 1962 und Gesine 1956.

Gastwirtschaft, Kornbrennerei und Hausmannshof von Eilert Oltmanns (1771-1842), Edewecht

Mit Evert Oltmanns (1741-1809) deutete sich schon der soziale Aufstieg in der Familie an, er verließ den Stand des Heuermanns, in den seine Vorväter schon für einige Generationen waren und wurde neuer Köter in Edewecht. Der jüngere Sohn Eilert setzte diesen Aufstieg in seinem Teil der Familie fort.

Eilerd Oltmanns (1771-1842), Sohn des Evert Oltmanns und der Anna Röben in Süd-Edewecht, heiratete 1797 Helene Oltmer (1776-1835), Tochter des Köters Meine Christian Oltmer und Gesche Wilken aus Osterscheps. Sie hatten insgesamt sieben Kinder. Der älteste Sohn war Meine Christian Oltmanns (1797-1879).

Interessant ist hier, daß der erste Sohn nicht, wie es sich nach der damals üblichen Regel gehörte, nach dem Großvater väterlicher Seits, sondern nach dem Großvater der mütterlichen Linie benannt wurde. Oft spielten bei einer solchen Abweichung die stärkeren Vermögensverhältnisse eine Rolle oder das junge Paar wohnte noch bei den Schwiegereltern oder sollte sogar dauernd deren Hof übernehmen. Der Vater des Vaters war neuer Köter in Edewecht, der Vater der Mutter hingegen Köter in Osterscheps und zwar auf einem alten Köterhof, den wiederum dessen Vater, der selbst einen alten Hausmannshof besaß für seinen jüngeren Sohn kaufte. So waren die Vorfahren von Helene Oltmer angesehene Hausleute in Osterscheps und Eilerd Oltmanns Vorfahren nur Heuerleute. Die erste Tochter von beiden hieß Anna (1799), die nach der Mutter des Vaters Anna Röben, wie es üblich war, benannt wurde. Anna Oltmanns heiratete 1821 den Glaser Johann Oltmer zu Edewecht. Bei der zweiten Tochter Gesche Helene (1801) läßt sich der Name von Helene Oltmer und ihrer Mutter Gesche Wilken wiedererkennen. Und bei den nächsten beiden Söhnen, die beide nicht einmal länger als ein Jahr lebten, beide Heinrich (1804-1805) und (1808-1809) wird eine Nennung nach dem Urgroßvater väterlicherseits deutlich, so taucht der Name Heinrich auch sonst sehr häufig in der Familie auf. Die dritte Tochter, zwischen den beiden Söhnen Heinrich, hieß Anna Margrete (1806), sogar ihr Name könnte einen Zusammenhang mit den Vorfahren haben, so hieß die Mutter von Meine Christian Oltmer Anna Margarete Töpken, Frau des Hausmanns Ahler Oltmer in Osterscheps. Anna Margrete heiratete 1832 den Schullehrer Claus Hinrich Hayen zu Dänikhorst. Der letzte Sohn schließlich hieß Eilerd (1810), nach dem Vater selbst, bzw. dem Urgroßvater Eilerd Röben benannt, Schwiegervater vom Großvater Evert Oltmanns. Anhand der Kinder von Eilerd Oltmanns, kann man sehen, daß jeder Vorname einen bestimmten Hintergrund hatte und oft von einem Vorfahren stammte, entweder bevorzugt von den Großeltern oder auch bei mehreren Kindern von den Urgroßeltern.

Eilert Oltmanns war zunächst Heuermann und etwa seit 1797 Pächter eines Kruges in Edewecht, der dem Schulhalter Harmjohanns in Osterscheps gehörte. Im Jahre 1809/10 mußte Eilert Oltmanns den gepachteten Krug an den Sohn des Verpächters abgeben. So bat er schon 1809 um die Verleihung einer Kruggerechtigkeit, und zwar jener die bisher dem Krüger Dierk Harm Lürßen in Edewecht zustand, und die 1810 aus der Pacht fiel. Durch ein Attest der beiden Untervögte Gerd Deye und Hinrich Oellien, sowie des Armenjuraten Harm Gerhard Claußen, führte er den Beweiß, daß Lürßen als Wirt durchaus ungeeignet sei, da in seinem Kruge höchstens ein Glas Genever zu haben sei. Die Oldenburger Regierung entschied, daß Lürßen seine Kruggerechtigkeit behalten könne, und daß Eilert Oltmanns eine neue Kruggerechtigkeit, die fünfte in Edewecht verliehen werde.

Die Schwierigkeit und das aufwendige Beweisverfahren um eine weitere Konzession, also einen weiteren Krug in Edewecht zuzulassen, mag an einem anderen Beispiel deutlich werden. Denn im Jahre 1795/1796, also 14 Jahre früher, wollte Jacob Wilhelm Struwe in Edewecht neben seiner Apotheke dort (später in Westerstede) eine Gastwirtschaft und Krämerei betreiben. Nun gab es in Edewecht auch damals bereits 4 Krüger, die Witwe Oetje Bünting, Johann Jeddeloh, Harm Reil und Brun Martens. Bis auf Martens erschienen diese zu einem von der Amtsverwaltung angesetzten Besprechungstermin, in welchen von den Edewechtern Krügern dargelegt wurde, daß sie in der Zulassung einer weiteren Gastwirtschaft eine Gefährdung ihrer eigenen Existenz sehen müßten. So scheiterte Struwe mit dem, was Eilert Oltmanns 14 Jahre später mit einem Trick gelang.

Zu dieser Kruggerechtigkeit wurde ein Heuer-Kontrakt abgeschlossen, und zwar zwischen dem Herzog von Oldenburg, Peter Friedrich Ludwig und Eilert Oltmanns. Dieser Kontrakt galt zunächst für 8 Jahre, von Mai 1810 bis Mai 1818, „auf dem von Eilert Oltmanns noch zu bauenden Krug auf Reins Erbe“, worin auch die Wirtschaft ausgeübt werden.

Der Ausbau des Unternehmens lief weiter und im Jahre 1824 wurde, auf Ansuchen von Eilert Oltmanns, von den Verordneten der Großherzoglichen Oldenburgischen Regierung eine Konzession für eine Branntweinbrennerei, auf seiner eigenen Hofstelle, erteilt. Diese galt zunächst für zehn Jahre für Eilert Oltmanns.

Nach einer Volkszählung aus dem Jahre 1835, heißt es bei der Aufstellung der Berufs- und Erwerbsverhältnisse in der Gemeinde Edewecht, daß sich dort u.a. 15 Gastwirte, 2 Bierbrauer, 4 Branntweinbrenner, 18 Hökerer, 1 Kaufmann und 2 Ziegeleien befanden. 60 Jahre später folgt aus einer Industrie-und Handeslaufstellung, daß in der Gemeinde Edewecht 1895 5 Ziegeleien (Handbetrieb), 2 kleinere Brauereien („Edewechter Weißbier“ Schröder in Edewecht und Oltmer in Osterscheps), 1 Dampf-Branntweinbrennerei, 8 Korn-Windmühlen, 1 Korn-Wassermühle, 2 Korn-Dampfmühlen, 2 Säge-Dampfmühlen und 22 Wirtschaften und Kleinhandlungen (Hökereien) mit Spirituosen vorhanden waren.

Helene Oltmer starb am 25. November 1835 im Alter von 59 Jahren in Edewecht, wobei Eilert Oltmanns erst 6 1/2 Jahre später im Alter von 71 Jahren in Edewecht starb, jedoch nicht ohne einen letzten Willen hinterlassen zu haben. Zu Erben seines gesamten Vermögens, welches aus mehreren zu Edewecht belegenen Immobilien mit Beschlag und Eingut, sowie aus Capitalien bestand, setzte er seine sich damals noch am Leben befindlichen vier Kinder ein: Christian Oltmanns, Eilert Oltmanns, Anna Oltmer und Anna Margrete Hayen, beide geborene Oltmanns. Der älteste Sohn von ihnen, Christian, sollte Haupt- und Grunderbe seiner halben Hausmannsstelle zu Edewecht sein und als solcher seinen gesamten Nachlaß, dieser bestehe worin er wolle, unter alleiniger Verhaftung, für die nach seinem Tode auf demselben etwa haftenden Schulden, bekommen, muß davon aber seine drei Geschwister, außer der bereits „herausgekehrten“ Geldsumme von 500 Rthlr. Gold und einem bereits erhaltenen Brautwagen, den er für jedes dieser Kinder auf circa 200 Rthr. anschlage, außerdem noch die Summe von 1500 Rthr. Gold heraus bezahlen, womit die Kinder von seinem Nachlaß gänzlich abgefunden sein sollten. Diese Abfindungssumme sollte Christian drei Monate nach dem Tode seines Vaters an seine drei Geschwister zahlen, ohne Zinsen. Auch bestimmte Eilert Oltmanns, daß dieser drei Monate nach seinem Tode 20 Rthr. Gold an die Specialdirection des Armenwesens zu Edewecht ausbezahlen sollte, um solche nach deren Ermessen unter die notdürftigsten Armen des Kirchspiels Edewechts zu verteilen.

Diesem Testament vom 12. August 1840 setzte er am 6. Mai 1842 schon kurz vor seinem Tode eine Nachfuge zu. Diese wurde vor dem Amt Zwischenahn im Hause von Eilert Oltmanns aufgenommen, innerhalb einer halben Stunde von 4 3/4 bis 5 1/4 Uhr. Eilert Oltmanns wurde in der Seitenstube seines Wohnhauses angetroffen „seiner Geisteskräfte nicht beraubt, jedoch erscheinend an einiger Gedächtnißschwäche leidend“. Er wünschte eine Änderung seines Testamentes „in Erwägung mehrerer neuerdings erlittener Geldverluste“.

Die Brautwagen welche seine Kinder Eilert, Anna und Anna Margrete bereits erhalten haben, und die zu je 200 Rthr. Gold angeschlagen wurden, sollten in die von dem Sohn Christian auszuzahlenden 1500 Rthr. Gold mit eingerechnet werden. Im Übrigen bestätigte er ausdrücklich alle in seinem Testament getroffenen Bestimmungen.

(Der älteste Sohn Meine Christian Oltmanns *13.10.1797 führte den Betrieb fort. Ihm gelang es 1868 die benachbarte Hausmannstelle Reil zu erweben und dazu die Ziegelei in Jeddeloh zu gründen. Die Ziegelei erbte später der älteste Sohn Hinrich. Die Gaststätte ging an den jüngeren Sohn Gerhard Oltmanns *29.11.1849, der diese weitervererbte an Friedrich Christian Oltmanns *12.5.1880, + 11.12.1948. Noch heute ist das „Hotel am Markt“ in Edewecht im Besitz der Nachfahren, die dieses jedoch verpachten.)

Die Altköterfamilie Wilken in Edewecht

Wilke Wilken (ca. 1520-1585)

Die Familie Wilken in Edewecht wird erstmals um 1565 urkundlich erwähnt. Damals bezahlte Wilken Wilke 12 Grote Abgaben an die Edewechter Kirche. 1581 trat der freie Köter Wilke Wilken mit einem Spieß zur Wehrmusterung an.

Der Name Wilke und somit auch Wilken ist eine häufige niederdeutsche-friesische Kurzform zu Wilhelm. Dieser Name steht für das Idealbild eines willenstarken helmbewehrten Kämpfers und ist ein alter germanischer, besonders normannischer Name. Über die Abstammung des Wilke Wilken ist nichts näheres bekannt. Vermutlich stammt er aus einer alten Hausmannsfamilie oder Junkerfamilie in Edewecht.

Wilke Wilken ist um 1520 geboren, heiratete um 1550 und starb wahrscheinlich vor 1588. Seine Familie zählt zu den alteingesessenen Köterfamilien (Altkötern) in Edewecht.

Oltman Wilken (ca. 1550-1637) und Hofnachfolger

Der nächste Hof-Erbe vom Wilken-Hof ist Oltman Wilken, der 1588 bis 1627 in Registern auftaucht. Er wird am 8.3.1637 in Edewecht beerdigt. Geboren ist er wohl um 1550 und geheiratet hat er vor 1585, dem Geburtsjahr seines ältesten Sohnes. Mit ihm tritt zum erstenmal der Name Oltman auf, der meistens von dem Hoferben des Wilken-Hofes zukünftig getragen wird. Mittelhochdeutsch altmann für alter, erfahrener Mann, als Personennamen im Mittelalter gebraucht.

Oltman Wilken hatte vermutlich zwei Söhne: Oltman *1585 und Wilke *um 1590. Der älteste Sohn Oltman wurde wie sein Vater freier Köter auf der elterlichen Hofstelle, der jüngere Bruder war vermutlich Heuermann auf dem Wilken-Hof in Edewecht. Somit beginnt ein kleiner sozialer Aufstieg des Köterhofes. Jetzt war es möglich neben dem Stammhof eine Heuerstelle zuzulassen, d.h. das eigene Land zu verpachten und vielleicht auch Gebäude, dies geschieht dann auch in den folgenden Generationen mit eigenen Familienmitgliedern. Der zweite Hoferbe mit dem Namen Oltman war neben seinen Lebensunterhalt als Köter scheinbar auch Müller.

Oltman Wilken heiratete um 1615 eine Hille NN(1593-1655) und wurde am 14.4.1673 im hohen Alter von 88 Jahren begraben.Er hatte wahrscheinlich drei Söhne. Der Älteste Oltman Wilken (1617-1691) erbte den Hof, der zweite Sohn Brun Wilken (1633-1718) war Heuermann, auf Wilken Gründen wohnhaft.

Der dritte Sohn war wahrscheinlich Wilke Wilken, ebenfalls Heuermann in Wilken-Hause, 1668 verheiratet sich Wilke Wilken, freyer Knecht aus Wilken Haus mit Anne Oltmer, Tochter des Gerd Oltmer aus Osterscheps. Er ist wohl mit dem vorigen Wilke Wilken identisch. Die Heirat machte wohl eine Köterstelle in Osterscheps möglich. Dort wurde er neuer Köter und Zimmermann (1635-1694).

1679 bzw. 1681 zeichnen Oltman Wilken, Edewecht und Wilke Wilken, Osterscheps mit der gleichen Hausmarke, gekreuzten Pferdeköpfen, die sie wohl von ihren Vorfahren übernommen haben. 1707 heiratet ein Harm Hinrich Lübben in den Wilken Hof ein, der auch den Namen Wilken annimmt. Um 1830 fehlt wieder ein männlicher Hoferbe und die älteste Tochter heiratet einen Hülsmann, der seinen Namen behält. So ist die Hofstelle 1974 bewohnt von Heinrich Hülsmann, Süd-Edewecht.

Wilke Wilken (um 1590-um 1670)

Wilke Wilken (geb. um 1590) schien Heuermann auf dem Wilken Hof in Edewecht gewesen zu sein. 1636 und 1641 wird er als Heuermann erwähnt und 1660 heißt es bei der Heirat seines Sohnes (*1628), Sohn des seeligen Wilke Wilken von dem Wilken Hof in Edewecht, d.h. 1660 war er auch schon tot. Auch wird 1638 ein Borchert Wilken getauft, der Sohn eines Wilke Wilken in der Custerey war. Frerich Wilken (1628-1710), Sohn von Wilke Wilken heiratete 1660 Talke Lüken aus Edewecht, Tochter des Lütke Lüken und der Anna. Sie hatten drei Kinder Wilke 1661 (nach 10 Tagen gestorben), Talke 1662 und Oltman 1665, wohl benannt nach dem Urgroßvater. Frerich Wilken war um 1661 Heuermann in Ehlers Spieker und 1665 bis wohl zu seinem Tode, Heuermann auf Hülsmann Köterei in Edewecht.

Oltmann Frerichs (1665-1738) und Linie des ältesten Sohnes Frerich gen. Ströje

Sein Sohn Oltman (1665-1738) erhielt seinen Nachnamen durch eine patronimische Namensfolge, so erhielt er den Vornamen des Vaters als Nachnamen Frerich=Frerichs. Oltman Frerichs war zunächst Knecht bei Hausleuten und lebte seit ungefähr 1702 auf der Heuerstelle Hülsmann und betrieb dort auch Hökerhandel mit einigen wenigen Waren, wie aus einem Register von 1732 folgt. Oltmann Frerichs heiratete 1686 Anna von Aschwede (1663-1742), Tochter des Edewechter Junkers Hinrich von Aschwege und der Wübke Röben. Er führte die Namensgebung nach der ihm schon sein Vater benannte fort. So nannte er seine Söhne Oltmanns. Der älteste Sohn war Frerk (Frerich) Oltmanns (1696-1765), der den Vatersnamen so genau in umgekehrter Reihenfolge trug. Er verdingte sich zunächst mit Handtarbeit und heiratete 1719 die Köterstochter Grete Stroyen (Ströje) zu Osterscheps und gleichzeitig in den Hof ihres Vater, womit er dann auch den Namen Ströjen annahm, er betrieb auf diesem Hof ebenfalls Hökerhandel. Zu seiner Einheirat wurde ihm eine Brauttruhe gefertigt, die die Inschrift „Anno 1719 Friderich Oltmans Frerkes zv Edewecht“ trägt, hier zeigt sich die Instabilität bei der Anwendung eines Namens, schließlich handelte es sich hier auch noch um eine teure Kastentruhe, die vielleicht von Oltmann Frerichs in Auftrag gegeben wurde. Jedenfalls gab Frerk Oltmanns mit seiner Einheirat den Namen ab und seine Kinder hießen Ströje, so daß sein jüngerer Bruder Hinrich Oltmanns (1700-1766), den Nachnamen Oltmanns weiterführte.